Illerkirchberg. Ece und eine weitere Schülerin (Nerea M.) befanden sich gegen 7:30 Uhr auf dem Weg zur nur ca. 400m entfernten Bushaltestelle, als ein Mann sie überraschte und auf beide Mädchen einschlug. Der Mann stach mit einem Messer auf die Mädchen ein. Nerea stach er in die Brust, Ece in den Bauch, danach flüchtete er und versteckte sich in einer Flüchtlingsunterkunft, wo er später von der Polizei festgenommen wurde. Nerea erlitt eine Stichverletzung in der Brust, während Ece schwer am Bauch verletzt wurde.
Der Täter flüchtete anschließend und versteckte sich in einer nahegelegenen Flüchtlingsunterkunft, wo er später von der Polizei festgenommen wurde. Augenzeugen riefen sofort Rettungskräfte, die Ece wiederbeleben konnten und versorgten auch ihre Freundin, doch beide verloren sehr viel Blut und wurden sofort ins Krankenhaus eingeliefert. Die Rettungskräfte, die schnell vor Ort waren, versuchten, Ece zu stabilisieren und leiteten sofort Wiederbelebungsmaßnahmen ein. Beide Mädchen wurden in das nächstgelegene Krankenhaus eingeliefert.
Trotz der Notoperation konnte Ece aufgrund des starken Blutverlusts nicht gerettet werden. Nerea überlebte ihre Verletzungen nach einer Notoperation und war wenige Tage nach der Tat bereits in der Lage, der Polizei Aussagen zu machen.
Jasmin Sunitsch, Sternenkinder-Paradies
Ece hatte noch ihr ganzes Leben vor sich. Wie auch andere, denen wir hier ein Gesicht geben möchten.
Das Ende eines Kinderherzens
Eces junges Herz blieb direkt an der Angriffsstelle stehen. Trotz der Wiederbelebung durch die Rettungskräfte und den schnellen Transport und Notoperation ins Krankenhaus waren die Blutungen zu stark. Die Ärzte konnten sie nicht mehr retten und sie verblutete an ihren schweren Verletzungen. Die jüngere Mitschülerin Nerea wurde ebenfalls schwer durch Stichwunden verletzt und ins Krankenhaus eingeliefert und notoperiert. Sie konnte gerettet werden und war so stark und mutig, dass sie schon wenige Tage nach der Tat Angaben zum Täter machen konnte.
Ece hinterlässt zwei Schwestern und einen Zwillingsbruder, eine liebende Familie und trauernde Freunde und Mitschüler.
Beisetzung mit ca. 1500 Trauernden
Ece hinterlässt ihre Familie, darunter zwei Schwestern und einen Zwillingsbruder. Die Trauer um ihren Tod war in ihrer Gemeinde groß. Am 6. Dezember 2022 fand eine Gedenkveranstaltung im Cem-Haus in Ulm statt, bei der etwa 1500 Menschen teilnahmen. Zu den Anwesenden gehörten auch der türkische Botschafter Ahmet Başar Şen und der stellvertretende Stuttgarter Generalkonsul Nesimi Emci, die der Familie ihr Beileid aussprachen.
Eces Freunde und Mitschüler trauern ebenfalls um den Verlust. Ihre Freundin Mia verlas auf der Trauerfeier Abschiedsworte, in denen sie betonte, wie sehr Ece fehlen wird.
Bitte seid alle immer würdevoll, respektvoll und liebevoll zueinander. Dann wird die Welt besser.
Mama von Ece
Auch Eces Freundinnen sprachen Beileidsbekundungen.
„Ich werde dich so sehr vermissen. Ich werde es vermissen, samstags mit dir eislaufen zu gehen. Dein schönes Lächeln werde ich nie vergessen“
Gesammelte Abschiedsworte, verlesen von Mia, Freundin von Ece
Der Täter und der Ermittlungsstand
Der Täter, ein 27-jähriger Mann aus Eritrea, wurde kurz nach der Tat in einer nahegelegenen Flüchtlingsunterkunft festgenommen. Berichten zufolge soll er sich selbst mit dem Tatmesser verletzt haben. Gegen ihn wurde ein Haftbefehl wegen Mordes und versuchten Mordes erlassen. Bisher schweigt der Tatverdächtige zu den Motiven der Tat. Die Polizei ermittelt weiter, ob es eine Verbindung zwischen den Mädchen und dem Täter gab, wobei erste Berichte darauf hindeuten, dass dies nicht der Fall war. Der Mann besaß eine gültige Aufenthaltsgenehmigung in Deutschland.
Hintergründe und mögliche Motive
Zu den möglichen Motiven der Tat gibt es bisher keine klaren Informationen. Es bleibt unklar, ob der Täter psychische Probleme hatte, wie es oft bei ähnlichen Vorfällen vermutet wird. Eine psychologische Untersuchung ist in solchen Fällen entscheidend, um das Motiv des Täters zu klären.
In der Vergangenheit gab es vermehrt Kritik, dass Menschen, die aus Regionen mit traumatischen Erlebnissen stammen, nicht ausreichend psychologisch untersucht oder betreut werden, bevor sie in die Gesellschaft integriert werden.
„Jetzt ermitteln Staatsanwaltschaft und Polizei, weshalb es zum Angriff auf die beiden Mädchen kam und ob der Tatverdächtige und die beiden Mädchen sich vorher kannten.“
DPA
Erst 2019 wurde Illerkirchberg Tatort einer Gruppenvergewaltigung
Die fünf Angeklagten von 15, 16, 17, 25 und 27 Jahren hatten ein alkoholisiertes 14-Jähriges Mädchen Halloween 2019 mit in ihre Unterkunft genommen, sie mit Betäubungsmitteln bewusstlos gemacht und sich mehrfach an ihr vergangen. Der Jüngste der Beschuldigten war mit dem Opfer bereits vor der Tat befreundet. Das Gericht verhängte Freiheitsstrafen von zwei Jahren und zwei Monaten sowie zwei Jahren und drei Monaten gegen die vier Angeklagten aus dem Irak und Afghanistan. Die Anklage gegen den jüngsten und weiteren an der Vergewaltigung beteiligten 15-jährigen Iraker wurde fallengelassen, nachdem dieser sich auf einen Täter-Opfer-Ausgleich eingelassen hatte. Die Urteile fielen so mild aus, weil die Täter minderjährig waren und nach dem Jugendstrafrecht verurteilt wurden. Das Mädchen selbst wird die grausame Tat wohl nie vergessen.
Prävention und kritische Stimmen
Der Tod von Ece Sarigül hat in Deutschland eine breite Debatte über den Schutz von Kindern und die Sicherheit auf Schulwegen ausgelöst. Kritiker werfen der Politik vor, zu wenig zu tun, um die psychische Verfassung von Asylbewerbern zu überprüfen, insbesondere von Menschen, die aus Kriegsgebieten kommen. Sie argumentieren, dass eine frühzeitige und gründliche psychologische Betreuung helfen könnte, ähnliche Taten in Zukunft zu verhindern.
Zu kritisieren gibt es Einiges. Eces unnötiger Tod wurde in deutschen Medien gefühlt deutlich unterrepräsentiert, während in der Türkei ausführlich berichtet wurde. Diverse Medienvertreter relativierten, dass hier eine Familie ihren Schatz, ihr Kind, ihre Schwester, ihre Tochter verloren haben, indem ihnen wichtiger war, vor der Instrumentalisierung der Tat zu warnen.
Dem entgegen steht eine Delegation türkischer Vertreter, die anreist um der Familie zu kondolieren, so wie es sich gehört. Deutschland, was stimmt nicht mit dir? Wo bleiben deine Empathie und Verantwortung?
Ein weiterer Kritikpunkt richtet sich an die mediale Berichterstattung. Während in der Türkei umfangreich über den Fall berichtet wurde, fühlten viele, dass der Vorfall in Deutschland nicht genug Aufmerksamkeit erhalten hat. Die Frage, wie solche Gewalttaten verhindert werden können, bleibt ein zentrales Thema. Experten fordern unter anderem mehr Ressourcen für psychologische Betreuung und engere Überprüfungen bei der Integration von Flüchtlingen und Asylbewerbern, insbesondere wenn diese Anzeichen von Traumata oder psychischen Erkrankungen aufweisen.
Die Polizei betonte nach der Tat in einer Erklärung, dass keine Vorurteile gegenüber Flüchtlingen oder Asylsuchenden gefördert werden sollen, auch wenn solche Taten zu Ängsten und Emotionen führen können.
Die Polizei appellierte in ihrer Mitteilung nach der Tat, „keinen Generalverdacht gegen Fremde, Schutzsuchende oder Asylbewerber allgemein zu hegen oder solchem Verdacht Vorschub oder Unterstützung zu leisten“. Ihr sei bewusst, „dass Ereignisse dieser Art Ängste und Emotionen schüren“.
Erklärung der Polizei
Politische und gesellschaftliche Reaktionen
Die Tat hat auch politische Diskussionen ausgelöst. Innenministerin Nancy Faeser wurde für ihre zögerliche Reaktion kritisiert, da viele erwarteten, dass sie unmittelbar nach der Tat in Illerkirchberg Präsenz zeigt. Der Fall erlangte insbesondere durch die Tatsache politische Relevanz, dass Ece Sarigül einer alevitischen Familie angehörte. Aleviten sind eine religiöse Minderheit, die in Deutschland gut integriert ist und oft für ihre weltoffene Haltung bekannt ist.
Der türkische Botschafter Ahmet Başar Şen und der stellvertretende Stuttgarter Generalkonsul Nesimi Emci besuchten am 06.12.2022 Eces Familie, um ihr Beileid auszusprechen. Der türkische Botschafter und andere Vertreter der türkischen Gemeinde zeigten große Anteilnahme, während einige deutsche Politiker hauptsächlich davor warnten, die Tat zu instrumentalisieren, was ebenfalls zu Kritik führte.
Wie kann man solche Taten in Zukunft verhindern?
Eine stärkere psychologische Betreuung von Menschen, die aus Krisengebieten fliehen, wird als eine der wichtigsten Maßnahmen angesehen, um zukünftige Gewalttaten zu verhindern. Zudem müssen Behörden sicherstellen, dass Integrationsmaßnahmen nicht nur auf sozialer und wirtschaftlicher Ebene, sondern auch im Hinblick auf die psychische Gesundheit der Betroffenen erfolgen.
Sicherheitsmaßnahmen an Schulen und auf Schulwegen könnten ebenfalls helfen, ähnliche Vorfälle zu verhindern. Dazu zählen besser beleuchtete Wege, mehr Polizeipräsenz und die Sensibilisierung von Kindern und Jugendlichen für potenzielle Gefahren auf dem Schulweg.
Statistik? Fehlanzeige!
Sollten die Ermittlungen ergeben, dass die Mädchen aufgrund ihres Geschlechts angegriffen wurden, wird Ece nicht in der Statistik der Femizide geführt. Denn sie ist keine Frau oder wie die Medien gern relativieren, eine Jugendliche. Sie war noch ein Kind! Immer wieder prangern europäische Rechtsanwälte von minderjährigen Opfern an, dass die Mädchen nicht in die Statistik eingehen, weil sie zu jung sind. Warum wichtig ist, dass die betroffenen Mädchen in die Statistik der Femizide eingehen, erklärt der folgende Absatz.
Als Femizid bezeichnet man die Tötung von Frauen und Mädchen aufgrund ihres Geschlechts. Der von Feministinnen geprägte Begriff fand ab den 1990er Jahren zunächst in den USA Verbreitung. Mehrere wissenschaftliche Disziplinen, darunter die Soziologie, die Epidemiologie und die öffentliche Gesundheitspflege, entwickelten Ansätze, um Morde an Frauen im Hinblick auf Kontexte, Täterprofile, Risiko- und Schutzfaktoren zu analysieren. Die einzelnen Disziplinen entwickelten jeweils eigene Definitionen für das Vorliegen eines Femizids. Femizid ist in Deutschland kein Begriff der juristischen Fachsprache im Sinne eines Tatbestands.[1] Die Tötung von Männern wird Androzid genannt.
Man unterscheidet genauer einen Femizid, der durch die Tötung durch einen Intimpartner (sogenannter Intim-Femizid) verursacht wurde, einen Mord im Namen der „Ehre“, einen Mitgift-bezogenen Femizid und einen nicht-intimen Femizid. Weltweit wurden im Jahr 2017 zwar fünfmal soviele Männer ermordet wie Frauen, jedoch waren bei den Morden durch einen Intimpartner oder die Familie fast zwei Drittel der Opfer Frauen. Im Jahr 2017 fielen weltweit 1,3 von 100.000 Frauen in der Bevölkerung einem intimen oder familiären Femizid zum Opfer.
Ab den 2000er Jahren verwendeten lateinamerikanische Aktivisten und Feministinnen das Konzept in abgewandelter Form („Feminicidio“), um die Gewalt gegen Frauen in Lateinamerika anzuprangern. Sie fassten den Feminicidio als Staatsversagen auf. Ab 2009 griffen die Vereinten Nationen das Konzept auf, da – wie die UN-Sonderberichterstatterin zu Gewalt gegen Frauen Rashida Manjoo konstatierte – die Gewalt gegen Frauen alarmierende Ausmaße erreicht hatte. Im Jahr 2015 etablierte Manjoos Nachfolgerin Dubravka Šimonovic die Femicide Watch. Sie rief alle Länder auf, regelmäßig zum Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen am 25. November statistische Berichte zum Femizid und zu dessen Strafverfolgung vorzulegen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Femizid
- Quellen:
- https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.nach-der-messerattacke-illerkirchberg-nimmt-abschied-von-ece.2fc76c9f-793f-43e5-8e85-cda177034ec3.html
- https://www.focus.de/politik/meinung/ein-kommentar-von-ulrich-reitz-nach-maedchen-mord-brauchen-wir-klare-kante-keine-lametta-sprache_id_180434447.html
- https://de.wikipedia.org/wiki/Femizid
- https://www.schwaebische.de/landkreis/alb-donau-kreis/ulm_artikel,-nach-toedlicher-messerattacke-mehr-als-1000-menschen-kommen-zur-beisetzung-von-ece-_arid,11584561.html
- https://www.stern.de/panorama/illerkirchberg–hunderte-menschen-nehmen-abschied-von-ermordeter-ece-s–32985956.html
- https://de.wikipedia.org/wiki/Femizid
- https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.nach-der-messerattacke-illerkirchberg-nimmt-abschied-von-ece.2fc76c9f-793f-43e5-8e85-cda177034ec3.html
- https://www.schwaebische.de/landkreis/alb-donau-kreis/ulm_artikel,-nach-toedlicher-messerattacke-mehr-als-1000-menschen-kommen-zur-beisetzung-von-ece-_arid,11584561.html
- https://www.stern.de/panorama/illerkirchberg–hunderte-menschen-nehmen-abschied-von-ermordeter-ece-s–32985956.html
- https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.bluttat-von-illerkirchberg-die-ueblichen-reflexe-von-links-und-rechts.9272d106-19db-41a2-8563-38a0bcc2d469.html?reduced=true
- https://www.stern.de/panorama/stern-crime/illerkirchberg–polizei-nennt-nach-tod-von-maedchen-details-zu-verdaechtigem-32978630.html
- https://www.stern.de/panorama/stern-crime/illerkirchberg-bei-ulm–14-jaehrige-nach-angriff-auf-schulweg-gestorben-32977786.html
- https://www.swp.de/lokales/vergewaltigungsprozess-illerkirchberg-das-sagt-die-mutter-zum-urteil-im-vergewaltigungsprozess-55690752.html
- https://www.merkur.de/deutschland/gruppenvergewaltigung-ulm-maedchen-14-maenner-polizei-oberbuergermeister-festnahme-zr-13217721.html
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