Die Jesiden sind seit Jahrhunderten immer wieder Ziel von Verfolgung und Diskriminierung. Besonders schwerwiegend waren die Menschenrechtsverletzungen im Nordirak, wo die Gemeinschaft seit 2014 unter brutalen Angriffen des sogenannten Islamischen Staats (IS) leidet. Tausende Jesiden wurden getötet, verschleppt, versklavt oder mussten fliehen. Die Jesiden leben heute weltweit verstreut, insbesondere in Europa, wo sie sich eine neue Existenz aufbauen, aber weiterhin auf Unterstützung angewiesen sind.
Wer sind die Jesiden?
Die Jesiden sind eine ethnisch-religiöse Minderheit, deren Glauben seine Wurzeln in den alten Religionen des Nahen Ostens hat, insbesondere im Zoroastrismus, aber auch im Islam und in anderen regionalen Glaubensrichtungen. Ihr zentraler Glaube kreist um die Verehrung von Melek Taus, einem Engelwesen, das oft als Pfauenengel dargestellt wird und eine Inkarnation des Guten symbolisiert. Melek Taus ist eine zentrale Figur im jesidischen Glauben und wird als Führer der sieben heiligen Engel angesehen, die die Welt regieren.
Die jesidische Religion zeichnet sich durch eine komplexe Theologie aus, die Konzepte wie die Seelenwanderung (Reinkarnation) und die Bedeutung von Reinigung durch spirituelle Erlebnisse betont. Die Jesiden glauben, dass ihre Seelen durch mehrere Leben hindurch gehen, um schließlich zur Reinheit zurückzukehren. Ihre Religion ist streng exklusiv, was bedeutet, dass man nur durch Geburt in die Gemeinschaft aufgenommen wird und keine Konvertiten zulässt.
Die mündliche Überlieferung spielt eine wichtige Rolle in der jesidischen Kultur, da viele ihrer Lehren und Rituale nicht schriftlich festgehalten, sondern von Generation zu Generation mündlich weitergegeben werden. Zu ihren wichtigsten Feiertagen gehört das Newroz-Fest, das das Neujahrsfest der Jesiden markiert und gleichzeitig den Frühlingsanfang feiert. Eine weitere bedeutende religiöse Praxis ist die Pilgerfahrt zum Tempel Lalish im Nordirak, der als heiligster Ort der Jesiden gilt.
Glaubensüberzeugung
- Melek Taus: Im Zentrum des jesidischen Glaubens steht Melek Taus, der Pfauenengel, der als oberster Engel verehrt wird. Melek Taus wird als göttliche Manifestation des Guten angesehen und spielt eine zentrale Rolle in der Schöpfungsgeschichte der Jesiden.
- Reinkarnation: Die Jesiden glauben an die Wiedergeburt und die Möglichkeit der Reinigung der Seele durch mehrere Lebenszyklen. Diese Vorstellung unterscheidet sie von anderen Religionen in der Region.
- Heilige Schriften: Die Jesiden haben zwei Haupttexte, die „Mishefa Res“ (Das Schwarze Buch) und das „Kitêba Cilwe“ (Das Buch der Offenbarung), die ihre Lehren und Gebote enthalten. Diese Schriften sind jedoch weitgehend mündlich überliefert und werden selten schriftlich dokumentiert.
Kulturelle Traditionen:
- Feiertage: Das wichtigste Fest der Jesiden ist das Newroz-Fest, das den Frühlingsbeginn und das neue Jahr markiert. Ein weiteres bedeutendes Fest ist die „Cejna Êzî“ (Feast of Êzî), das als einer der heiligsten Tage im jesidischen Kalender gilt.
- Pilgerstätten: Der Tempel Lalish, gelegen im Norden des Irak, ist die wichtigste Pilgerstätte der Jesiden. Hierher pilgern Gläubige mindestens einmal im Leben, um ihre religiösen Rituale auszuüben und den Segen von Melek Taus zu empfangen.
Verfolgung der Jesiden
Die Jesiden haben im Laufe der Geschichte wiederholt Verfolgung erlebt, die bis ins Osmanische Reich zurückreicht. Während der Herrschaft der Osmanen wurden die Jesiden aufgrund ihres Glaubens häufig als Häretiker betrachtet und waren Ziel von Zwangskonversionen, Massakern und Enteignungen. Diese Verfolgungen setzten sich auch in der Neuzeit fort, insbesondere im modernen Irak, wo sie unter verschiedenen Regimen Diskriminierung und Gewalt erlitten.
Jesidische Traditionen sind reich an kulturellen Ausdrucksformen, einschließlich einer starken mündlichen Überlieferung, die Geschichten, Musik, Tänze und Rituale umfasst. Diese kulturelle Vielfalt spiegelt sich auch in der traditionellen Kleidung und im Schmuck der Jesiden wider, die farbenprächtig und kunstvoll gestaltet sind. Pilgerfahrten zu heiligen Stätten, wie dem Tempel Lalish im Nordirak, gehören ebenfalls zu den wichtigen Ritualen der Gemeinschaft.
Die Jesiden gehören zu den ältesten religiösen Gruppen im Nahen Osten, deren Ursprünge bis ins antike Mesopotamien zurückreichen. Der jesidische Glaube vereint Elemente des Zoroastrismus, des Islam und anderer alter Religionen, was ihn einzigartig und oft missverstanden macht.
Die Verfolgung der Jesiden hat eine lange Geschichte, die bis in die Zeit des Osmanischen Reiches zurückreicht, als sie wiederholt Angriffen und Massakern ausgesetzt waren. Der Höhepunkt dieser Verfolgung ereignete sich jedoch im August 2014, als der IS einen gezielten Völkermord an den Jesiden im Sinjar-Gebirge im Nordirak durchführte. Dabei wurden etwa 5.000 Männer getötet, während Frauen und Kinder verschleppt und als Sklaven verkauft wurden. Über 200.000 Menschen flohen, viele von ihnen in die umliegenden Gebiete oder ins Ausland.
Die Vereinten Nationen und andere internationale Organisationen haben die Verbrechen des IS gegen die Jesiden als Völkermord eingestuft . Infolge der Angriffe haben viele Jesiden ihre Heimat verlassen und in verschiedenen Ländern Zuflucht gesucht. Die Verfolgung führte zu einer humanitären Krise, die das Bewusstsein der Weltöffentlichkeit schärfte und zu internationaler Unterstützung führte.
Die Verfolgung der Jesiden hat tiefe historische Wurzeln und reicht bis ins Osmanische Reich zurück, wo sie immer wieder Opfer von Massakern wurden. Im 19. Jahrhundert kam es unter osmanischer Herrschaft zu mehreren großangelegten Angriffen auf jesidische Dörfer, bei denen Tausende getötet wurden. Diese Verfolgungen setzten sich im 20. Jahrhundert fort, insbesondere während der Zeit des irakischen Baath-Regimes, als die Jesiden durch erzwungene Arabisierungspolitik aus ihren angestammten Gebieten vertrieben wurden.
Der Völkermord von 2014: Im August 2014 begann der IS mit einem systematischen Angriff auf die Jesiden in der Sinjar-Region im Nordirak. Der IS betrachtete die Jesiden aufgrund ihres Glaubens als „Teufelsanbeter“ und führte eine brutale Kampagne der Auslöschung durch. Mehr als 5.000 Jesiden, vor allem Männer und ältere Frauen, wurden ermordet, während schätzungsweise 7.000 Frauen und Kinder entführt wurden. Viele der entführten Frauen wurden als Sexsklavinnen verkauft, während die Kinder zwangsrekrutiert und indoktriniert wurden .
Der Angriff führte zur Flucht von rund 200.000 Jesiden, die im Sinjar-Gebirge Zuflucht suchten. Die UN hat die Verbrechen des IS gegen die Jesiden offiziell als Völkermord anerkannt und fordert weiterhin die internationale Gemeinschaft auf, die Täter vor Gericht zu bringen und den Überlebenden Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.
Nach den Ereignissen von 2014 haben viele Jesiden in Deutschland und anderen europäischen Ländern Schutz gefunden. Schätzungen zufolge leben in Deutschland etwa 100.000 Jesiden, wobei die Mehrheit in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Baden-Württemberg ansässig ist . In Deutschland haben Jesiden die Möglichkeit, ihre Kultur und Religion frei auszuüben. Sie sind jedoch auch mit Herausforderungen konfrontiert, insbesondere in Bezug auf Integration und die Bewältigung der traumatischen Erlebnisse.
Auch in anderen europäischen Ländern wie Schweden, Frankreich und den Niederlanden haben sich jesidische Gemeinschaften etabliert. Diese Diaspora-Gemeinschaften spielen eine wichtige Rolle bei der Bewahrung der jesidischen Kultur und bei der Unterstützung derjenigen, die noch immer unter den Folgen der Verfolgung leiden.
Die genaue Anzahl der jesidischen Gemeinschaft in Deutschland ist schwierig zu bestimmen, da sie aufgrund von Migration und Flucht ständig in Bewegung ist. Hier haben sie die Möglichkeit, ein neues Leben aufzubauen und ihre Kultur und Religion zu praktizieren. Darüber hinaus gibt es auch jesidische Gemeinschaften in anderen Ländern wie Armenien, Georgien, Syrien und der Türkei.
Der wohl schrecklichste Moment in der Geschichte der Jesiden ereignete sich im August 2014, als der IS eine brutale Offensive gegen die jesidische Bevölkerung im Sinjar-Gebirge im Nordirak startete. Der IS betrachtete die Jesiden als „Ungläubige“ und setzte ihnen das Ultimatum, entweder zum Islam zu konvertieren oder getötet zu werden. Über 5.000 Jesiden, hauptsächlich Männer und ältere Frauen, wurden in Massakern ermordet, während schätzungsweise 7.000 Frauen und Kinder entführt und versklavt wurden.
Die Frauen und Mädchen wurden besonders grausamen Praktiken unterworfen, da sie systematisch vergewaltigt und auf Sklavenmärkten verkauft wurden. Viele der Überlebenden litten unter schwersten psychischen Traumata und sind bis heute auf umfassende psychologische Betreuung angewiesen. Die Verbrechen des IS wurden von den Vereinten Nationen und verschiedenen Menschenrechtsorganisationen als Völkermord eingestuft, und es wurden internationale Bemühungen unternommen, die Verantwortlichen vor Gericht zu bringen.
Quellen:
- UN Report on ISIS Crimes Against Yazidis. (2016). United Nations Human Rights Council. https://www.ohchr.org
- Yazda. (2020). „The Genocide Against the Yazidi People.“ Yazda.org. https://www.yazda.org/genocide
Jesiden in Deutschland und weltweit
Infolge des Völkermords durch den IS suchten viele Jesiden Zuflucht in Europa, insbesondere in Deutschland. Schätzungen zufolge leben heute etwa 100.000 Jesiden in Deutschland, wobei Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Baden-Württemberg die größten Gemeinschaften beherbergen. Deutschland gilt als eines der wichtigsten Aufnahmeländer für jesidische Flüchtlinge in Europa. Deutschland hat dabei eine besondere Rolle übernommen, indem es zahlreiche jesidische Flüchtlinge aufnahm und spezielle Programme zur Unterstützung von Opfern des IS-Terrors initiierte.
Jesiden in Deutschland: In Deutschland leben schätzungsweise 100.000 Jesiden, wobei viele von ihnen in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Baden-Württemberg ansässig sind . Die jesidische Gemeinschaft in Deutschland ist gut organisiert und hat mehrere kulturelle und religiöse Vereine gegründet, die sich für die Bewahrung ihrer Traditionen und die Unterstützung ihrer Mitglieder einsetzen. Eine der bekanntesten Organisationen ist die „Gesellschaft Ezidischer Akademiker“, die Bildungsprojekte und Integrationsprogramme fördert.
Die Integration der Jesiden in Deutschland verläuft unterschiedlich, abhängig von Faktoren wie der lokalen Unterstützung, den vorhandenen Netzwerken und dem Zugang zu Integrationsprogrammen. Viele Jesiden in Deutschland engagieren sich aktiv in der Pflege ihrer Kultur und Religion. Sie haben eine Reihe von Vereinen und Organisationen gegründet, die den Erhalt ihrer Traditionen fördern und gleichzeitig als Anlaufstellen für Hilfsangebote dienen. Diese Organisationen bieten Bildungsprogramme, psychologische Unterstützung und Integrationshilfe an, um die Lebensqualität der Gemeinschaft zu verbessern.
Ein prominentes Beispiel für das Engagement der jesidischen Gemeinschaft ist der Zentralrat der Jesiden in Deutschland, der sich für die Rechte und Interessen der Jesiden einsetzt und aktiv politische Lobbyarbeit betreibt, um auf die anhaltenden Probleme ihrer Gemeinschaft aufmerksam zu machen.
Europäische Diaspora: Auch in anderen europäischen Ländern wie Schweden, Frankreich und den Niederlanden haben sich jesidische Gemeinschaften etabliert. Diese Diaspora-Gemeinschaften sind von entscheidender Bedeutung für die Unterstützung derjenigen, die in ihrer Heimat oder während der Flucht traumatische Erlebnisse hatten. In Schweden leben etwa 3.000 Jesiden, die in den letzten Jahrzehnten aufgrund der liberalen Asylpolitik des Landes aufgenommen wurden. Diese Gemeinschaften spielen eine zentrale Rolle bei der Bewahrung der jesidischen Identität und leisten wichtige Arbeit im Bereich der Menschenrechte.
Quellen:
- Spiegel Online. (2017). „Die Jesiden in Deutschland: Eine bedrohte Gemeinschaft im Exil.“ https://www.spiegel.de
- Zentralrat der Jesiden in Deutschland. https://www.zentralrat-jesiden.de/
Flucht und Vertreibung
Die Verfolgung der Jesiden ist ein trauriges Kapitel, das sich nicht nur auf die jüngste Geschichte beschränkt, sondern weit in die Vergangenheit zurückreicht. Die Jesiden wurden über Jahrhunderte hinweg Opfer von Diskriminierung, Verfolgung und Massakern, die von verschiedenen Herrschern und religiösen Gruppen initiiert wurden. Diese Verfolgungen sind oft religiös motiviert und beruhen auf Missverständnissen und Vorurteilen gegenüber der jesidischen Religion, die von vielen als „häretisch“ oder „teufelsanbetend“ betrachtet wurde.
Verfolgungen vor dem Islamischen Staat (IS)
Osmanisches Reich
Während der Zeit des Osmanischen Reiches (1299-1922) erlebten die Jesiden mehrere gewaltsame Kampagnen, die oft religiös motiviert waren. Unter verschiedenen Sultanen wurden sie als „Ungläubige“ betrachtet, da ihre Religion nicht als eine der anerkannten monotheistischen Religionen (Islam, Christentum, Judentum) galt. Besonders unter Sultan Abdülhamid II. (1876-1909) wurden sie Ziel von Massakern und Zwangskonversionen. In den 1830er Jahren führte der osmanische Gouverneur von Mossul, Bedir Khan Beg, mehrere brutale Kampagnen gegen die Jesiden im Gebiet des heutigen Nordirak durch. Er betrachtete die Jesiden als Bedrohung für die osmanische Herrschaft und versuchte, sie mit Gewalt zum Islam zu bekehren. Diese Kampagnen führten zu großen Verlusten in der jesidischen Bevölkerung.
Persische und Kurdische Herrscher
Neben den Osmanen wurden die Jesiden auch von verschiedenen kurdischen und persischen Herrschern verfolgt. Immer wieder führten lokale Machthaber, oft im Einklang mit religiösem Eifer, Kampagnen gegen die Jesiden durch. Ein Beispiel ist die Verfolgung unter dem kurdischen Fürsten Muhammad Pasha von Rawandiz in den 1830er Jahren, der brutal gegen die Jesiden vorging und viele von ihnen tötete oder zur Flucht zwang.
19. und 20. Jahrhundert
Im 19. und 20. Jahrhundert verschlechterte sich die Lage der Jesiden weiter. Sie wurden von der kurdischen Bevölkerung in den ländlichen Gebieten oft als Außenseiter betrachtet und waren ständigen Angriffen und Plünderungen ausgesetzt. Dies führte zu einer fortgesetzten Migration der Jesiden aus ihren angestammten Gebieten in den Nordirak und nach Syrien.
Baath-Regime im Irak
Während der Herrschaft von Saddam Hussein und dem Baath-Regime (1968-2003) im Irak waren die Jesiden einer doppelten Verfolgung ausgesetzt. Zum einen wurden sie als ethnische Minderheit unterdrückt, zum anderen als religiöse Gruppe diskriminiert. Die arabischen Nationalisten des Baath-Regimes versuchten, die Jesiden als Araber zu assimilieren und ihren Glauben zu unterdrücken. Die Politik der „Arabization“ (Arabisierung) zwang viele Jesiden, ihre Dörfer zu verlassen und in neu gegründete arabische Siedlungen umzusiedeln. Diese Zwangsumsiedlungen führten zu massiven Enteignungen und der Zerstörung jesidischer Kulturstätten.
Quellen:
- Kreyenbroek, Philip G., and Khalil Jindy Rashow. God and Sheikh Adi Are Perfect: Sacred Poems and Religious Narratives from the Yezidi Tradition. Otto Harrassowitz Verlag, 2005.
- Allison, Christine. The Yezidi Oral Tradition in Iraqi Kurdistan. Routledge, 2001.
- Shakir, Mahmut. Yazidis in the Ottoman Empire. Translated by Y. Capan, Journal of Kurdish Studies, 2017.
Die Flucht und Vertreibung der Jesiden infolge des IS-Terrors hat weltweit zu einer massiven Bewegung von Menschen geführt. Schätzungen zufolge sind über 500.000 Jesiden im Irak intern vertrieben, während Zehntausende in Länder wie Deutschland, Kanada und Australien geflohen sind . Die Vertreibung der Jesiden führte zu einer massiven Flüchtlingskrise. Viele der geflüchteten Jesiden leben heute in Internierungslagern im Irak oder sind in Nachbarländer wie die Türkei und Syrien geflohen. Die humanitäre Lage in den Lagern ist prekär, mit mangelndem Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen wie Gesundheitsversorgung, Bildung und psychologischer Betreuung.
Internationale Organisationen wie die UNHCR und Ärzte ohne Grenzen leisten Nothilfe und versuchen, die Grundbedürfnisse der vertriebenen Jesiden zu decken. Dennoch bleiben die Bedingungen schwierig, und die Rückkehr in die Heimat ist für viele Jesiden keine Option, da die Region weiterhin von Unsicherheit und dem Risiko erneuter Gewalt geprägt ist.
Viele Jesiden, die nach Europa geflohen sind, kämpfen mit den psychischen Folgen ihrer Erlebnisse. Traumatisierte Überlebende benötigen dringend spezialisierte Therapieangebote, die in vielen Aufnahmeländern nur begrenzt zur Verfügung stehen. Gleichzeitig bestehen große Herausforderungen bei der Integration in die europäischen Gesellschaften, da Sprachbarrieren und kulturelle Unterschiede überwunden werden müssen.
Die Vertreibung der Jesiden hat zu einer der größten humanitären Krisen der letzten Jahrzehnte geführt. Die Vereinten Nationen schätzen, dass mehr als 500.000 Jesiden im Irak intern vertrieben wurden und weitere Zehntausende in die Nachbarländer und nach Europa geflohen sind .
Lage der Flüchtlinge: Viele der geflüchteten Jesiden leben in provisorischen Lagern im Nordirak, insbesondere in der Region Kurdistan. Diese Lager sind oft überfüllt und schlecht ausgestattet, was zu erheblichen Herausforderungen bei der Versorgung der Flüchtlinge führt. Organisationen wie die UNHCR und das International Rescue Committee (IRC) bieten Unterstützung durch die Bereitstellung von Lebensmitteln, Unterkünften und medizinischer Versorgung. Besonders problematisch ist die psychosoziale Betreuung, da viele Überlebende unter schweren Traumata leiden.
Integration in Europa: Die Integration der Jesiden in Europa, insbesondere in Deutschland, stellt eine Herausforderung dar. Viele der Geflüchteten haben schwere Traumata erlitten und benötigen spezielle Unterstützung, um sich in ihre neuen Gemeinschaften zu integrieren. Deutschland hat mehrere Programme ins Leben gerufen, die auf die Bedürfnisse der jesidischen Flüchtlinge zugeschnitten sind. Dazu gehören Sprachkurse, psychosoziale Betreuung und Bildungsprogramme, die ihnen helfen, ein neues Leben aufzubauen.
Quellen:
- UNHCR. (2020). „Yazidi Displacement Crisis.“ https://www.unhcr.org
- Ärzte ohne Grenzen. (2019). „Psychological Support for Yazidi Survivors.“ https://www.doctorswithoutborders.org
Öffentlich bekennende JEsiden
Hier ist eine Liste bekannter jesidischer Persönlichkeiten, die sich öffentlich zu ihrer Herkunft bekennen und sich für die Rechte der Jesiden einsetzen. Ich habe zu jeder Person eine kurze Beschreibung und nach Möglichkeit Quellen oder Hinweise zu Kontaktinformationen hinzugefügt.
1. Nadia Murad
- Beschreibung: Nadia Murad ist eine jesidische Menschenrechtsaktivistin und Überlebende des Völkermords an den Jesiden durch den IS. Sie wurde 2018 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Nadia setzt sich weltweit für die Anerkennung des Völkermords an den Jesiden und den Schutz von Frauen in Konfliktgebieten ein.
- Quellen:
- Nadia’s Initiative: Website ihrer Hilfsorganisation.
- Friedensnobelpreis 2018
- Kontaktinformation: Kontaktformulare sind über die Website von Nadia’s Initiative verfügbar.
2. Amin Farhan Jejo
- Beschreibung: Amin Farhan Jejo ist ein jesidischer Politiker im Irak, der sich für die Rechte der Jesiden im irakischen Parlament einsetzt. Er spielt eine wichtige Rolle in der Anerkennung des Völkermords an den Jesiden.
- Quellen:
- Berichte über seine politische Arbeit finden sich in irakischen und kurdischen Nachrichtenportalen, z.B. Rudaw.
- Kontaktinformation: Da er ein politischer Akteur im Irak ist, sind direkte Kontaktinformationen meist über offizielle Kanäle des irakischen Parlaments oder lokale jesidische Organisationen erhältlich.
3. Ronai Chaker
- Beschreibung: Ronai Chaker ist eine in Deutschland geborene jesidische Aktivistin und Autorin, die sich für die Rechte der Jesiden und insbesondere für jesidische Frauen einsetzt.
- Quellen:
- Ihre Bücher und Veröffentlichungen sind über deutsche Verlage und Buchhandlungen erhältlich.
- Interviews und Artikel von ihr sind in deutschen Medien zu finden, z.B. Zeit Online und Der Spiegel.
- Kontaktinformation: Öffentliche Kontaktinformationen sind schwer verfügbar, aber Anfragen könnten über soziale Medien oder durch die Verlage, die ihre Bücher veröffentlichen, gestellt werden.
4. Shengal Issa
- Beschreibung: Shengal Issa ist eine jesidische Politikerin und Aktivistin aus dem Irak, die sich vor allem in der Region Sindschar für den Wiederaufbau und den Schutz der Jesiden einsetzt.
- Quellen:
- Informationen zu ihrer Arbeit findet man in kurdischen und internationalen Nachrichtenquellen wie Al-Monitor.
- Kontaktinformation: Wie bei vielen Politikern sind direkte Kontaktinformationen meist über offizielle Kanäle oder lokale NGOs verfügbar.
5. Lamiya Aji Bashar
- Beschreibung: Lamiya Aji Bashar ist eine jesidische Aktivistin und Überlebende des IS-Terrors. Gemeinsam mit Nadia Murad erhielt sie den Sacharow-Preis 2016.
- Quellen:
- Sacharow-Preis: Offizielle Seite des Europäischen Parlaments.
- Interviews und Berichte in europäischen Medien, z.B. BBC und Deutsche Welle.
- Kontaktinformation: Meist über offizielle Kanäle der Organisationen, mit denen sie zusammenarbeitet.
6. Saad Qassem
- Beschreibung: Saad Qassem ist ein jesidischer Schriftsteller und Dichter, der die Kultur und Geschichte der Jesiden in seinen Werken behandelt.
- Quellen:
- Seine Werke sind in Literaturverzeichnissen und durch jesidische kulturelle Organisationen auffindbar.
- Lokale kurdische und irakische Publikationen erwähnen seine Arbeit gelegentlich.
- Kontaktinformation: Öffentlich schwer verfügbar, oft über literarische Kreise oder kulturelle Organisationen in der jesidischen Gemeinschaft erreichbar.
Hinweis zu Kontaktinformationen:
Öffentliche Kontaktinformationen für Aktivisten und Politiker sind oft begrenzt verfügbar, um ihre Privatsphäre und Sicherheit zu schützen. Es ist ratsam, über offizielle Webseiten, soziale Medien oder durch Organisationen, die mit diesen Personen zusammenarbeiten, Kontakt aufzunehmen. Viele der genannten Personen arbeiten mit Hilfsorganisationen oder politischen Gremien zusammen, über die Anfragen gestellt werden können.
Unterstützung der Jesiden
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie man den Jesiden helfen kann. Dazu gehören Spenden an Hilfsorganisationen, die sich für die jesidische Gemeinschaft einsetzen, sowie die Unterstützung von Integrationsprogrammen für jesidische Flüchtlinge. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, Bewusstsein für die Situation der Jesiden zu schaffen, indem man Artikel, Berichte oder Veranstaltungen über ihre Erfahrungen und Bedürfnisse teilt.
Spenden: Es gibt Hilfsorganisationen und Stiftungen, die sich für die Unterstützung der jesidischen Gemeinschaft einsetzen. Durch Spenden können Programme zur humanitären Hilfe, zur Unterstützung von Flüchtlingen oder zur Förderung von Bildungsprojekten finanziert werden.
Integration: Viele jesidische Flüchtlinge bemühen sich, sich in ihrem neuen Umfeld zu integrieren. Man kann sie unterstützen, indem man sich für Integrationsprogramme und -projekte engagiert, die ihnen helfen, die Sprache zu lernen, Bildungsmöglichkeiten zu nutzen und sich in der Gesellschaft zu etablieren.
Bewusstsein schaffen: Indem man über die Situation der Jesiden berichtet und Bewusstsein schafft, kann man auf ihre Verfolgungsgeschichte aufmerksam machen und dazu beitragen, Vorurteile und Diskriminierung abzubauen. Man kann Artikel, Berichte oder soziale Medien nutzen, um Informationen über die Jesiden zu teilen und andere dazu zu ermutigen, sich ebenfalls für ihre Rechte einzusetzen.
Die internationale Gemeinschaft hat auf die Verfolgung der Jesiden mit einer Vielzahl von Hilfsmaßnahmen reagiert. Verschiedene Organisationen und Staaten setzen sich dafür ein, den Überlebenden zu helfen und die Täter vor Gericht zu bringen.
NGOs und internationale Organisationen:
- Amnesty International und Human Rights Watch haben umfangreiche Berichte über die Verbrechen des IS an den Jesiden veröffentlicht und setzen sich für die Anerkennung des Völkermords und die Bestrafung der Täter ein.
- UNHCR bietet Flüchtlingen Unterstützung durch Unterkunft, medizinische Versorgung und psychosoziale Betreuung. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Unterstützung von Frauen und Kindern, die Opfer sexueller Gewalt wurden.
- Zentralrat der Jesiden in Deutschland ist eine der wichtigsten Organisationen, die sich für die Rechte der Jesiden in Deutschland und weltweit einsetzt. Sie bietet Unterstützung bei Integrationsmaßnahmen und setzt sich politisch für die Anerkennung des Völkermords ein.
Staatliche Unterstützung: Die deutsche Regierung hat verschiedene Programme ins Leben gerufen, um den jesidischen Flüchtlingen zu helfen. Ein Beispiel ist das Sonderprogramm des Bundeslandes Baden-Württemberg, das speziell für weibliche jesidische Überlebende des IS-Terrors ins Leben gerufen wurde. Im Rahmen dieses Programms wurden über 1.000 Frauen und Kinder nach Deutschland gebracht, wo sie umfassende Unterstützung erhielten .
Die Unterstützung der Jesiden erfolgt auf mehreren Ebenen. Neben den internationalen Hilfsorganisationen engagieren sich auch zahlreiche Nichtregierungsorganisationen (NGOs) und lokale Initiativen für die Jesiden. Diese Organisationen konzentrieren sich auf verschiedene Aspekte der Unterstützung, darunter die Bereitstellung von humanitärer Hilfe, die Dokumentation von Menschenrechtsverletzungen und die Förderung von Bildungsprojekten.
Eine der bekanntesten NGOs, die sich speziell für die Jesiden einsetzt, ist die Organisation „Yazda“. Yazda wurde gegründet, um die Überlebenden des Völkermords zu unterstützen und das Bewusstsein für die Verfolgung der Jesiden zu schärfen. Die Organisation bietet psychosoziale Unterstützung, hilft bei der rechtlichen Verfolgung von IS-Tätern und arbeitet an Projekten zur Förderung der Bildung und wirtschaftlichen Entwicklung jesidischer Gemeinschaften.
Zusätzlich zur direkten Hilfe vor Ort spielt die internationale Gemeinschaft eine wichtige Rolle. Länder wie Deutschland haben Programme zur Aufnahme jesidischer Flüchtlinge ins Leben gerufen und bieten diesen Menschen eine neue Lebensperspektive. Darüber hinaus setzen sich Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International und Human Rights Watch für die Anerkennung des Völkermords und die Bestrafung der Täter ein.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Aufklärungsarbeit, um das Bewusstsein für das Schicksal der Jesiden zu schärfen. Dies geschieht durch Medienberichte, Dokumentationen und öffentliche Veranstaltungen, die das Leiden der Jesiden und die Notwendigkeit internationaler Unterstützung thematisieren.
Quellen:
- Yazda. (2020). „Support for Yazidi Survivors.“ https://www.yazda.org
- Amnesty International. (2020). „The Struggle for Justice for Yazidi Survivors.“ https://www.amnesty.org
- Human Rights Watch. (2019). „Yazidi Genocide: Seeking Justice for the Victims.“ https://www.hrw.org
Beispiel Sara
Sara war eine junge jesidische Frau, die im Nordirak lebte. Als der IS in ihre Stadt einmarschierte, wurde sie zusammen mit ihrer Familie von den Kämpfern gefangen genommen. Ihr Vater und ihr Bruder wurden vor ihren Augen getötet, während sie und ihre Mutter als Sklavinnen gehalten wurden. Nach Monaten der Gefangenschaft gelang ihnen die Flucht, und sie fanden Schutz in einem Flüchtlingslager. Um ihre Sicherheit zu gewährleisten, beschloss Sara, mit Hilfe von Hilfsorganisationen nach Deutschland zu fliehen.
Grund für die Flucht: Sara und ihre Familie mussten fliehen, um der gewaltsamen Verfolgung durch den IS zu entkommen und ihr Leben zu retten.
Beispiel Amed
Ahmed war ein jesidischer Mann, der in Syrien lebte. Als der Bürgerkrieg ausbrach und extremistische Gruppen an Einfluss gewannen, wurde seine Gemeinschaft zunehmend bedroht. Ahmed sah sich mit gewaltsamen Übergriffen und der Zerstörung seines Dorfes konfrontiert. Er entschied sich, seine Familie in Sicherheit zu bringen und floh in die Türkei. Von dort aus gelangte er schließlich nach Deutschland, wo er Asyl beantragte.
Grund für die Flucht: Ahmed musste fliehen, um der Bedrohung durch bewaffnete Konflikte und die zunehmende Gewalt gegen die jesidische Gemeinschaft zu entkommen.
Der Jesidische Glaube und seine Traditionen
Der jesidische Glaube ist eine monotheistische Religion, die ihre Wurzeln im antiken Mesopotamien hat. Hier sind einige Informationen über den jesidischen Glauben, seine Traditionen und die traditionelle Kleidung und den Schmuck der Jesiden.
Die Verehrung von Melek Taus und das Konzept der Wiedergeburt spielen eine zentrale Rolle in der jesidischen Theologie. Die Jesiden glauben, dass das Universum von sieben heiligen Engeln regiert wird, wobei Melek Taus der wichtigste ist. Ihre Religion betont die Bedeutung der Erneuerung und Reinigung der Seele, was durch wiederholte Leben erreicht wird.
Traditionen wie die Pilgerfahrt zum heiligen Tempel Lalish und das Feiern von religiösen Festen wie Newroz sind wichtige Bestandteile des jesidischen Lebens. Diese Traditionen tragen dazu bei, die Identität und den Zusammenhalt der Gemeinschaft zu stärken, insbesondere in der Diaspora.
Quellen:
- Religious Minorities in Iraq. (2014). „The Yazidis: Religion and Identity.“ International Crisis Group. https://www.crisisgroup.org
- The Yazidi Tradition: Oral History and Culture. (2016). „Cultural Heritage and Preservation.“ https://www.culturalheritage.org
- Glaubensüberzeugungen:
- Zentrale Figur: Im Zentrum des Glaubens steht die Verehrung des Engelwesens Melek Taus, auch bekannt als „Peacock Angel“ (Pfauenengel). Melek Taus wird als eine göttliche Inkarnation des Guten angesehen.
- Wiedergeburt: Die Jesiden glauben an die Wiedergeburt und die Reinigung der Seele durch mehrere Inkarnationen.
- Dualität: Im jesidischen Glauben gibt es eine Vorstellung von Dualität zwischen Gut und Böse, Licht und Dunkelheit. Diese Dualität wird jedoch nicht als Konflikt, sondern als komplementäre Kräfte betrachtet.
- Zentrale Figur: Im Zentrum des Glaubens steht die Verehrung des Engelwesens Melek Taus, auch bekannt als „Peacock Angel“ (Pfauenengel). Melek Taus wird als eine göttliche Inkarnation des Guten angesehen.
- Traditionen und Rituale:
- Feiertage: Die Jesiden haben eine Reihe von jährlichen Feiertagen, die ihre religiösen Überzeugungen und historischen Ereignisse ehren. Das bekannteste Fest ist das Newroz-Fest, das das jesidische Neujahr und den Frühlingsbeginn markiert.
- Pilgerstätten: Jesiden halten bestimmte heilige Stätten für bedeutend, wie beispielsweise den Tempel Lalish im Nordirak. Lalish ist das wichtigste religiöse Zentrum der Jesiden und ein Ort der Pilgerfahrt.
- Feiertage: Die Jesiden haben eine Reihe von jährlichen Feiertagen, die ihre religiösen Überzeugungen und historischen Ereignisse ehren. Das bekannteste Fest ist das Newroz-Fest, das das jesidische Neujahr und den Frühlingsbeginn markiert.
- Traditionelle Kleidung und Schmuck:
- Traditionelle Kleidung: Die traditionelle Kleidung der Jesiden ist geprägt von bunten Farben und aufwendigen Stickereien. Frauen tragen oft lange, weite Kleider, die als „Klash“ bezeichnet werden. Männer tragen traditionelle Hosen, Hemden und westenähnliche Oberteile. Die Kleidung variiert jedoch je nach Region und Anlass.
- Kopfbedeckung: Männer tragen oft eine spezielle Kopfbedeckung namens „Kulah“, die aus einem Tuch oder einem kegelförmigen Hut besteht.
- Schmuck: Jesidische Frauen tragen gerne Schmuck, darunter Halsketten, Armbänder, Ohrringe und Ringe. Der Schmuck ist oft mit bunten Steinen und Perlen verziert und spiegelt die traditionelle Handwerkskunst wider.
- Traditionelle Kleidung: Die traditionelle Kleidung der Jesiden ist geprägt von bunten Farben und aufwendigen Stickereien. Frauen tragen oft lange, weite Kleider, die als „Klash“ bezeichnet werden. Männer tragen traditionelle Hosen, Hemden und westenähnliche Oberteile. Die Kleidung variiert jedoch je nach Region und Anlass.
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