In Sekunden, Schüler, Biker, querschnittsgelähmt

Zuletzt aktualisiert

Cedric Rogers aus Nettetal möchte Euch seine Geschichte erzählen. Der leidenschaftliche Biker ist seit einem Unfall querschnittsgelähmt.
Wie hat der Tag für Dich begonnen, was waren Deine Pläne an diesem Tag? Ich bin an diesem Tag von der Schule nach Hause gekommen und wollte direkt mit meinem Kollegen zum Dirtpark nach Elmpt fahren. Meine Freundin Laura wollte sich an diesem Tag mit mir treffen und ich habe Ihr gesagt, dass ich keine Zeit habe weil ich mich mit meinen Freunden zum biken verabredet habe. Also haben wir uns darauf geeinigt, dass wir uns am nächsten Tag sehen.


Wie hast Du dich an diesem Tag gefühlt? Ich habe mich sehr gut gefühlt und wollte meinen Nachmittag chillig im Dirtpark verbringen. Ich habe immer damit gerechnet, dass irgendwann etwas Schlimmes passieren wird. Ich habe auch oft mit meiner Mutter darüber gesprochen, wenn der Fall eintreten sollte und ich deswegen an Geräten angeschlossen werden müsste weil ich z.B. nicht mehr selbstständig atmen kann. Ich würde dann nicht mehr leben wollen.


Aber ich habe nicht damit gerechnet, dass es so schnell passieren wird.
Wie ist Dein Unfall passiert? Ich weiß es gar nicht mehr und kann es nur aus Erzählungen meiner Freunde wiedergeben. Ich bin abgesprungen und war zu hoch und nicht weit genug gesprungen um in die Landung zu kommen. Ich bin frontlastig mit dem Vorderrad auf die Landung aufgekommen und mit meinem Brustbein auf dem Lenker aufgeprallt. Dann bin ich wie eine Kerze mit dem Kopf in den Boden eingeschlagen. Ich weiß nur noch etwas, bis zu dem Moment des Absprungs – alles was danach passierte habe ich nicht mehr mitbekommen.


Hattest Du Schutzkleidung an? Ja, ich hatte einen Helm, Handschuhe und Knieschoner an. Einen Rückenprotektor habe ich an diesem Tag nicht getragen. Die Ärzte haben gesagt, dass es wahrscheinlich auch besser so war, da dadurch die Kraft des Aufpralls auf dem Boden nicht Entweichen hätte können, wenn ich den Protektor angehabt hätte. Im Nachhinein spekuliert man sehr viel, was besser oder schlechter gewesen wäre.
Was ist dann passiert? Ich habe meine Mutter sofort angerufen und Ihr ganz ruhig am Telefon gesagt das ich gefallen bin und Ihr mitgeteilt, dass ich meine Beine nicht mehr spüre. Ich habe Ihr meinen Standort geschickt und Ihr beschrieben wo der Unfall passierte. Meine Mutter sagte mir, dass ich ganz klar gewesen bin und ihr alles sehr gut beschreiben konnte – ich habe in dem Moment einfach funktioniert. Meine Freunde hatten in der Zwischenzeit schon den Krankenwagen gerufen, der innerhalb kürzester Zeit da war.


Welche Gedanken hattest Du in diesen Momenten? Scheiße – warum musste mir das passieren – war mein erster Gedanke. Als mir gesagt wurde, dass meine Mutter da ist, war ich einfach nur froh. Sie fragte mich, ob ich mein Kreuz (Kette) anhabe und als ich ja gesagt habe, sagte sie dass alles gut werden wird. Als ich dann in den Krankenwagen gebracht wurde, habe ich zu meiner Mutter gesagt, dass wir das packen werden. Mit dem Krankenwagen wurde ich dann zum Helikopter gebracht und in die BG Klinik Duisburg geflogen.


Was genau ist durch den Sturz mit Dir passiert? Ich habe mir meinen Brustkorb gebrochen, meine Schulterplatte, den 1./2. Halswirbel und den 3./4. Brustwirbel und ein Lungenflügel ist zusammengefallen. Ich wurde direkt nach den ersten Untersuchungen operiert. Die OP hat 8 Stunden gedauert. Meine Brustwirbel wurden von dem 5. bis zum 2. stabilisiert, damit die gebrochenen Brustwirbel heilen können. Danach war ich 5 Tage auf der Intensivstation. Die Tage auf der Intensiv haben sich für mich sehr lang und nicht schön angefühlt. Ich war auch in dieser Zeit nicht ganz da, durch die ganzen Schmerzmittel. Ab dem Brustkorb abwärts spüre ich fast nichts mehr. Ich spüre keinen Schmerz und Warm/Kalt nicht. Wenn mich jemand am rechten Bein anfasst, spüre ich es leicht. Durch den Unfall habe ich einen inkompletten Querschnitt erlitten. Die Ärzte können keine Prognosen machen, ob ich irgendwann wieder laufen kann oder mehr Gefühl bekommen werde.


Wann wurde Dir bewusst, dass Du nicht mehr laufen kannst und wie gehst Du mit der Situation um? Ich habe kurz vor der OP gefragt, ob ich wieder laufen werden kann, aber die Ärzte haben gesagt, dass sie es nicht wissen. So richtig bewusst wurde es mir, nach der Intensivstation als ich auf die normale Station umgelegt wurde. Ich gehe mit der Situation aktuell relativ locker um, da ich es sowieso nicht mehr ändern kann. Ich muss mich damit arrangieren nicht mehr laufen zu können – es gibt auch schöne Dinge die man mit dem Rollstuhl machen kann.


Was sind Deine Pläne für die Zukunft? Ich möchte mich schnell in meinen Alltag einfinden und zurechtkommen, damit ich meine Schule fertig machen und eine Ausbildung beginnen kann. Ich weiß noch nicht in welche Richtung es gehen wird – das wird sich zeigen.


Wofür bist Du Dankbar? Meine Familie steht hinter mir und sie unterstützen mich wo es geht. Da bin ich sehr dankbar für. Durch diesen Unfall habe ich gemerkt, wer alles hinter mir steht, wer meine Freunde sind und auf wen ich mich verlassen kann. Meine Familie, meine Freundin und meine Freunde haben mir in der ganzen Zeit sehr viel Kraft gegeben und geben es mir weiterhin. Ich bin froh, diese Menschen um mich zu haben.

Mein Unfall

Im Grunde ist jedes Unglück gerade so schwer, wie man es nimmt.

Marie von Ebner-Eschenbach (1830 – 1916)

(English Version – Scroll down please!)

Wie hat der Tag für Dich begonnen, was waren Deine Pläne an diesem Tag? Ich bin an diesem Tag von der Schule nach Hause gekommen und wollte direkt mit meinem Kollegen zum Dirtpark nach Elmpt fahren. Meine Freundin Laura wollte sich an diesem Tag mit mir treffen und ich habe Ihr gesagt, dass ich keine Zeit habe weil ich mich mit meinen Freunden zum biken verabredet habe. Also haben wir uns darauf geeinigt, dass wir uns am nächsten Tag sehen.

Wie hast Du dich an diesem Tag gefühlt? Ich habe mich sehr gut gefühlt und wollte meinen Nachmittag chillig im Dirtpark verbringen. Ich habe immer damit gerechnet, dass irgendwann etwas Schlimmes passieren wird. Ich habe auch oft mit meiner Mutter darüber gesprochen, wenn der Fall eintreten sollte und ich deswegen an Geräten angeschlossen werden müsste weil ich z.B. nicht mehr selbstständig atmen kann. Ich würde dann nicht mehr leben wollen.

Aber ich habe nicht damit gerechnet, dass es so schnell passieren wird.

Wie ist Dein Unfall passiert? Ich weiß es gar nicht mehr und kann es nur aus Erzählungen meiner Freunde wiedergeben. Ich bin abgesprungen und war zu hoch und nicht weit genug gesprungen um in die Landung zu kommen. Ich bin frontlastig mit dem Vorderrad auf die Landung aufgekommen und mit meinem Brustbein auf dem Lenker aufgeprallt. Dann bin ich wie eine Kerze mit dem Kopf in den Boden eingeschlagen. Ich weiß nur noch etwas, bis zu dem Moment des Absprungs – alles was danach passierte habe ich nicht mehr mitbekommen.

Hattest Du Schutzkleidung an? Ja, ich hatte einen Helm, Handschuhe und Knieschoner an. Einen Rückenprotektor habe ich an diesem Tag nicht getragen. Die Ärzte haben gesagt, dass es wahrscheinlich auch besser so war, da dadurch die Kraft des Aufpralls auf dem Boden nicht Entweichen hätte können, wenn ich den Protektor angehabt hätte. Im Nachhinein spekuliert man sehr viel, was besser oder schlechter gewesen wäre.

Was ist dann passiert? Ich habe meine Mutter sofort angerufen und Ihr ganz ruhig am Telefon gesagt das ich gefallen bin und Ihr mitgeteilt, dass ich meine Beine nicht mehr spüre. Ich habe Ihr meinen Standort geschickt und Ihr beschrieben wo der Unfall passierte. Meine Mutter sagte mir, dass ich ganz klar gewesen bin und ihr alles sehr gut beschreiben konnte – ich habe in dem Moment einfach funktioniert. Meine Freunde hatten in der Zwischenzeit schon den Krankenwagen gerufen, der innerhalb kürzester Zeit da war.

Welche Gedanken hattest Du in diesen Momenten? Scheiße – warum musste mir das passieren – war mein erster Gedanke. Als mir gesagt wurde, dass meine Mutter da ist, war ich einfach nur froh. Sie fragte mich, ob ich mein Kreuz (Kette) anhabe und als ich ja gesagt habe, sagte sie dass alles gut werden wird. Als ich dann in den Krankenwagen gebracht wurde, habe ich zu meiner Mutter gesagt, dass wir das packen werden. Mit dem Krankenwagen wurde ich dann zum Helikopter gebracht und in die BG Klinik Duisburg geflogen.

Was genau ist durch den Sturz mit Dir passiert? Ich habe mir meinen Brustkorb gebrochen, meine Schulterplatte, den 1./2. Halswirbel und den 3./4. Brustwirbel und ein Lungenflügel ist zusammengefallen. Ich wurde direkt nach den ersten Untersuchungen operiert. Die OP hat 8 Stunden gedauert. Meine Brustwirbel wurden von dem 5. bis zum 2. stabilisiert, damit die gebrochenen Brustwirbel heilen können. Danach war ich 5 Tage auf der Intensivstation. Die Tage auf der Intensiv haben sich für mich sehr lang und nicht schön angefühlt. Ich war auch in dieser Zeit nicht ganz da, durch die ganzen Schmerzmittel. Ab dem Brustkorb abwärts spüre ich fast nichts mehr. Ich spüre keinen Schmerz und Warm/Kalt nicht. Wenn mich jemand am rechten Bein anfasst, spüre ich es leicht. Durch den Unfall habe ich einen inkompletten Querschnitt erlitten. Die Ärzte können keine Prognosen machen, ob ich irgendwann wieder laufen kann oder mehr Gefühl bekommen werde.

Wann wurde Dir bewusst, dass Du nicht mehr laufen kannst und wie gehst Du mit der Situation um? Ich habe kurz vor der OP gefragt, ob ich wieder laufen werden kann, aber die Ärzte haben gesagt, dass sie es nicht wissen. So richtig bewusst wurde es mir, nach der Intensivstation als ich auf die normale Station umgelegt wurde. Ich gehe mit der Situation aktuell relativ locker um, da ich es sowieso nicht mehr ändern kann. Ich muss mich damit arrangieren nicht mehr laufen zu können – es gibt auch schöne Dinge die man mit dem Rollstuhl machen kann.

Was sind Deine Pläne für die Zukunft? Ich möchte mich schnell in meinen Alltag einfinden und zurechtkommen, damit ich meine Schule fertig machen und eine Ausbildung beginnen kann. Ich weiß noch nicht in welche Richtung es gehen wird – das wird sich zeigen.

Wofür bist Du Dankbar? Meine Familie steht hinter mir und sie unterstützen mich wo es geht. Da bin ich sehr dankbar für. Durch diesen Unfall habe ich gemerkt, wer alles hinter mir steht, wer meine Freunde sind und auf wen ich mich verlassen kann. Meine Familie, meine Freundin und meine Freunde haben mir in der ganzen Zeit sehr viel Kraft gegeben und geben es mir weiterhin. Ich bin froh, diese Menschen um mich zu haben. 

https://www.cedric-rogers.de/


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert



„Wir selbst müssen die Veränderung sein, die wir sehen wollen.“

– Mutter. Selbstständig. Designer. ITler. Redaktion. Ehrenamt. –