Opfer von München

†Guiliano Kollmann (19) †22.07.2016, Anschlag am OZE München

Zuletzt aktualisiert

Familie Kollmann hat ihren geliebten Sohn Guiliano, Enkel, Bruder und Cousin bei dem Anschlag am 22.07.2016 am OEZ* in München verloren. Sie sind nicht in der Lage die Beerdigung aus eigener Kraft zu bewältigen deswegen unterstützt das Sternenkinder-Paradies diesen Spendenaufruf im Namen der Familie Kollmann.

*Das Olympia-Einkaufszentrum ist ein 1972 eröffnetes Einkaufszentrum an der Hanauer Straße 68 im Münchner Stadtteil Moosach. Der Name stammt von der Errichtung zusammen mit der angrenzenden Pressestadt für die Olympischen Sommerspiele 1972.

Die Spendengelder gehen vollständig an die Familie Kollmann um Ihnen einen angemessenen Abschied zu ermöglichen

Eine Spende direkt an die Familie ist möglich unter:
Nadia Fradi
Verwendungszweck: Guiliano Kollmann Sternenkinder-Paradies
IBAN: De 71753500000009547753
BIC : BYLADEM1WEN

Zeitungsartikel zum Thema

OEZ-Anschlag:“Wir alle haben unser Lachen verloren“

https://taz.de/Jahrestag-der-Anschlaege-am-OEZ-Muenchen/!5865915/

Das Attentat am OEZ in München

https://www.sueddeutsche.de/muenchen/muenchen-oez-anschlag-jahrestag-opfer-gedenken-1.5358342

Guiliano starb an diesem Tag nicht allein

Dijamant Zabërgja (20)

Armela Segashi (14)

Sabina Sulaj (14)

Sevda Dağ (45)

Chousein Daitzik (17)

Can Leyla (14)

Janos Roberto Rafael (15)

und Selçuk Kılıç (15) starben am 22. Juli 2016 in München.

Der 18-järhrige David (Ali) S. ermordete sie am Münchner Olympia Einkauszentrum (OEZ) und verletzte fünf weitere Personen.

Anschließend tötete er sich selbst.

Warum mussten diese Menschen sterben?

Prof. Dr. Britta Bannenberg erstellte ein Gutachten für das Bayerische Landeskriminalamt Februar 2018 mit dem Titel: Die Amoktat des David (Ali) S., Kriminologische Betrachtung der Tat in München am 22. Juli 2016.

Link zum Gutachten

https://www.forensik.de/fileadmin/user_files/forensik/Rechtsprechung/Bannenberg_Gutachten_zu_Amoktat_M%C3%BCnchen_2016_Bayerische_Polizei_2018.pdf


Einleitende Bemerkungen zur Tat und zur Lage

David (Ali) S., geb. am 20.4.1998, hat am 22.7.2016 eine lange geplante Mehrfachtötung in München begangen. Er tötete beginnend in einem McDonald ́s-Restaurant im Münchener Olympia-Einkaufszentrum (OEZ) insgesamt neun Menschen und verletzte fünf weitere Menschen durch Schüsse schwer. Zahlreiche andere Menschen wurden durch das Geschehen traumatisiert und psychisch beeinträchtigt.

Die Tat fand in einem nervösen Klima bei anfangs ungeklärter Lage statt. Es war zunächst ein Terroranschlag nach dem Pariser Muster nicht auszuschließen, wonach mehrere Orte in München möglicherweise durch mehrere Täter angegriffen wurden.1 In München kam es kurz nach der Tat zu ersten Eilmeldungen und Sondersendungen über eine mögliche Terrorlage mit mehreren Tatorten in München. Es war die Rede von mehreren Tätern mit Langwaffen, die an verschiedenen Stellen der Stadt gesehen worden waren. In kurzer Zeit riegelte ein gewaltiges Polizeiaufgebot rund um das Olympiazentrum die Innenstadt ab. Der U-Bahn-Verkehr wurde eingestellt, die Menschen verbargen sich in Geschäften. Das Fernsehen zeigte Bilder mit schwer bewaffneten Polizeibeamten, die Menschen in Sicherheit brachten. In den sozialen Netzwerken überschlugen sich die Gerüchte und vermeintlichen Sichtungen von Tätern und Explosionen. Mit unterschiedlich seriöser, aber beständiger Berichterstattung wurden die Ereignisse wiederholt, ohne dass die genauen Umstände geklärt waren.

Ärzte wurden zum Notfalleinsatz in die Kliniken gerufen, Menschen erreichten einander nicht. Erst gegen Mitternacht stand fest, dass die Tat durch einen 18-jährigen, psychisch auffälligen Einzeltäter begangen wurde und es sich nicht um einen islamistisch motivierten Täter handelte. Die Polizei ging von einer Amoktat aus, was sich als zutreffend erwies.

Einleitung – Prof. Dr. Britta Bannenberg Professur für Kriminologie JLU Gießen

Ein Gutachten analysiert den Täter

Zusammenfassung

Der Täter ist ein typischer junger Amoktäter, der sich andere Täter zum Vorbild nahm und sich mit diesen und mit der Idee Amoklauf identifizierte. Er war in erheblicher Weise in Denken, Fühlen, Verhalten und Beziehungen zu anderen Menschen psychopathologisch auffällig.

Die typischen Elemente dieser Persönlichkeitsstörung findet man auch bei anderen Amoktätern, insbesondere bei den anderen jungen Amoktätern: Emotional kalt, nicht empathisch, sehr kränkbar und im Gefühl, ständig von allen anderen angegriffen und verletzt zu werden, dabei zugleich sehr narzisstisch, also von seiner eigenen Großartigkeit und Überlegenheit anderen gegenüber überzeugt.

Seine Hass-, Wut-, Tötungs- und Rachephantasien waren breit gefächert; er lehnte speziell jugendliche Migranten ab, jedoch mit einer spezifischen ethnischen Richtung. Besonders feindselig äußerte er sich über türkische, deutsch-türkische und albanische Jugendliche, wobei massive Abwertungen gegenüber männlichen wie weiblichen jungen Menschen deutlich wurden.

Es spielten sowohl Opfererfahrungen in der Schule in den Klassen 5 bis 7 als auch Enttäuschungen im Hinblick auf das einzige Mädchen (eine Deutsch-Türkin), dem er Gefühle entgegenbrachte, eine Rolle.


Seine Unfähigkeit, soziale Beziehungen zu pflegen, zeigte sich insbesondere im Verhalten in den Chat-Äußerungen gegenüber der 16-Jährigen, der er gefallen wollte.

Obwohl sie sich einige Zeit im Sommer 2014 mit ihm auf Chat-Gespräche einließ, zerstörte er selbst die beginnende freundschaftliche (Chat-)Beziehung durch sonderbares Verhalten und vermittelt geäußerte massive Beleidigungen gegenüber der Gleichaltrigen.

Als sie den Kontakt imSeptember 2014 abbrach, dürfte sein Entschluss zur Tat in eine nächste Phase getreten sein und die konkreten Überlegungen zur Umsetzung einer Amoktat begannen. Ihr gegenüber äußerte er auf Nachfragen, was aus seinem Verhalten ansonsten zu schließen war: Er hatte keinerlei Zukunftspläne oder auch nur Träume und Wünsche. Seine schulischen Bemühungen waren nicht ernsthaft und seine Äußerung, studieren zu wollen, blieb leer und wie ihm selbst bewusst war, formelhaft. Über die spezifisch ausländerfeindlichen Hasstiraden hinaus richteten sich seine Hassgedanken jedoch breit gegen eine Reihe anderer Menschen und am Ende gegen die Gesellschaft allgemein. Der Täter hatte in seiner Schulzeit durchweg ausgeprägte Leistungsprobleme, schaffte aber bis auf einen Jahrgang die Versetzungen. Bei eher unterdurchschnittlicher Intelligenz war er jahrelang überfordert.

Er hielt sich selbst jedoch für überlegen und erkannte seine Defizite nicht an, sondern machte die jeweilige Schule sowie einzelne Lehrer und Lehrerinnen für schlechte Noten verantwortlich.

Ein negativer Umstand in seiner Entwicklung war das unglaublich zeitintensive und sehr gerichtete stundenlange Spielen von Ego-Shootern und PC-Spielen, was nicht nur zu Zeitverlusten im Hinblick auf andere Fertigkeiten wie schulische Bemühungen, Freizeitaktivitäten und Sozialkontakte führte, sondern geradezu ein Einüben in die spätere Tatsituation darstellte. Er spielte besonders gern spezifische Ego-Shooter mit Amokläufer-Anteilen und wurde interessanterweise von Gleichaltrigen Online-Spielern häufiger wegen seiner hasserfüllten Tötungsphantasien gesperrt. Seine Tatankündigungen waren zahlreich und wurden von Gleichaltrigen über einen erheblichen Zeitraum auch als beunruhigend wahrgenommen. Die Polizei wurde jedoch an keiner Stelle eingeschaltet. Informierte Erwachsene etwa in der Kinder- und Jugendpsychiatrie spielten die Gewaltphantasien als unbeachtlich herunter und leiteten weder eine Überprüfung von möglichen Tatvorbereitungen ein noch gingen sie gezielt auf die Tötungsphantasien ein. Die Eltern standen der Persönlichkeitsentwicklung ihres Sohnes – wie in den Fällen der anderen jungen Amokläufer auch – hilflos gegenüber. Sie akzeptierten seine ausgeprägte soziale Abschottung, seine zeitintensive Befassung mit Ego-Shootern und lebten neben ihrem Sohn, aber ohne engere Bindung.

David (Ali) S. auf einen rechtsextremistischen Einzeltäter, also einen (nur) ideologisch motivierten Täter (Rechtsterrorist, rechtsextremistischer „lone wolf“) reduzieren zu wollen, wird dem Fall und der Persönlichkeit des Täters nicht gerecht.

Zwar ist eine Abgrenzung von Amoktätern und ideologisch geprägten Einzeltätern (Terroristen) nicht immer einfach (siehe A. Breivik). Hier liegen jedoch die typischen breiten Hass- und Gewaltphantasien eines Amoktäters vor, der neben Hakenkreuzen und Hitlerfaszination auch andere Menschen hasste und sich mit Amoktätern identifizierte. Die Befassung mit Hakenkreuzen und Hitler war auch anderen Amoktätern nicht fremd. Sie bewunderten den größten Mörder aller Zeiten und konnten sich in den Hasstiraden, die sich auf weite Teile der Menschheit beziehen, wiederfinden.

Zudem bieten die im Internet auffindbaren schriftlichen Hinterlassenschaften eines Eric Harris, einem der Täter an der Columbine High School am 20.4.1999, Tatgeneigten bis heute Möglichkeiten der Identifikation.

Dabei geht es auch um die menschenverachtenden sozialdarwinistischen Elemente und um die eigene vermeintliche Grandiosität, mit der solche Ansichten geteilt werden (humanity is overrated; natural selection; gottgleiche Vorstellungen). Die Psychopathologie in Form der (narzisstischen) Persönlichkeitsstörung mit paranoiden Anteilen bildete bei S. den Boden für seinen völlig übersteigerten Ehrgeiz, in die Rangliste der Amoktäter aufgenommen zu werden.

Er hasste nicht nur spezifische Migranten, sondern am Ende alle. Ohne die psychisch gestörte Persönlichkeitsentwicklung sind Amoktaten nicht zu verstehen. Die Motive sind nicht rational nachvollziehbar, sondern entstehen aus der psychopathologischen Sicht der Täter, von allen angeblich abgelehnt zu werden und sich dafür „rächen“ zu wollen.

Dieser generalisierte Hass eines Täters entsteht durch jahrelange intensive Befassung mit einschlägigen Tätern und Taten und dem Wunsch, überdauernde Aufmerksamkeit in den Medien und im Internet zu erlangen. Wenn nichts gelingt im Leben, soll wenigstens die Tat niemals vergessen werden.

Wie er selbst in einemChat sieben Monate vor der Tat ausführte (man unterhielt sich über Terroristen und Breivik):
„Wenn man genau hinschaut sieht man dass diese Menschen einfach Amokläufer waren mehr nicht. Sie tun es nicht wegen dem IS. Sie wollen einfach Aufmerksamkeit. … Es ist ja auch die Angst vor den Terroristen. Alles hat seinen Grund für die jeweiligen Personen. Das meiste was die davon haben ist Aufmerksamkeit.“

Zusammenfassung – Prof. Dr. Britta Bannenberg Professur für Kriminologie JLU Gießen



Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert



„Wir selbst müssen die Veränderung sein, die wir sehen wollen.“

– Mutter. Selbstständig. Designer. ITler. Redaktion. Ehrenamt. –