Sternenkind

†13.03.2008 Die Tränen einer Mutter – Erinnerungen an mein Sternenkind

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„Die Tränen einer Mutter – Erinnerungen an mein Sternenkind Es gibt Erinnerungen, die verblassen oder verschwinden im Laufe der Zeit. Doch dann gibt es noch jene Erinnerungen, die sich tief in Dein Herz gebrannt haben, die Du mit Dir trägst bis Du sie eines Tages mit von dieser Welt nimmst. Deren Intesität, Präsenz und Schmerz sich vielleicht im Laufe der Zeit verändern, aber dennoch einen Platz in Deinem Herzen behalten.

Der 13. März 2008 bleibt mir für immer und ewig in Erinnerung. Es ist der Tag an dem ich eigentlich zum ersten Mal einen Mutterpass bekommen sollte. Ich freute mich auf diesen Tag, an dem ich eigentlich das kleine Herz meines Kindes hätte sehen sollen, das Kind auf das wir uns so gefreut und lange gewartet hatten. Ich habe keine Ahnung an welchem genauen Datum ich dann meinen Mutterpass bekommen habe, als ich mit dem Löwenjungen schwanger wurde, vermutlich weil das so eine Erinnerung war, die dann verblasst ist, als das Kind geboren wurde.
Aber der 13.03.2008 verblasste nicht, denn an diesem Tag habe ich mein 1. Kind verloren und nichts und niemand konnte mich damals irgendwie trösten.

Der Tag begann sonnig aber ich hatte Schmerzen und blieb liegen. Ich spürte, dass irgendetwas nicht stimmte. Später bin ich in’s Bad und jetzt gerade fällt mir auf, dass doch auch einiges wohl verblasst ist, denn ich kann mich nur noch an viel Blut und Tränen erinnern. Tränen, die ich so in dieser Art und Heftigkeit nicht kannte, die sich von all den Tränen, die ich bisher in meinem Leben geweint hatte unterschieden. Die Tränen einer Mutter, die um ihr Kind weint.

Mein Mann kam und fuhr mit mir zum Frauenarzt. Ich wohnte erst ein paar Monate hier und die Praxis war am Ort. Eigentlich hatte ich schon immer Frauenärzte, weil ich in meiner Teenagerzeit an zwei ziemlich ruppige Ärztinnen geraten war. Die männlichen Vertreter schienen mir bis dahin einfach immer einfühlsamer. Das sollte sich an jenem Donnerstag vor 8 Jahren aber ändern.

Wir mussten ewig warten, bis wir dran kamen, aber eigentlich wusste und spürte ich es im tiefsten Innern ja schon, diese Leere, wenngleich ich immer noch hoffte, aus diesem Alptraum an Schmerz und Gelähmtheit aufzuwachen.

Als wir endlich dran kamen, erzählte mein Mann kurz von den starken Blutungen und wir gingen in das Untersuchungszimmer des Arztes. Er machte den Ultraschall, gab mir Papier zum Abwischen. Sagte nur „sie können sich wieder anziehen“ und verschwand mit meinem Mann in seinem Sprechzimmer nebenan. Kein Ton zu mir. Ich hörte nur, wie er meinem Mann sagte, dass das eben schon mal passiert und dass seine Frau ja noch jung genug sei, um irgendwann Kinder zu bekommen. Als ich rüber zu den beiden kam, meinte der Arzt nur: „Frau Hofmann, sie werden schon noch irgendwann mal ein Kind im Arm halten, sie sind ja noch jung. Nehmen Sie sich das nicht so zu Herzen“ und schob mir eine Packung Papiertücher rüber. Ich bekam einen Termin für Montag, sollte mich bis dahin ausruhen und man würde dann schauen, ob eine Ausschabung nötig sei, oder ob bereits alles abgegangen sei.

Er sollte Recht bekommen, mit dem Kind dass ich dann 17 Monate später in meinen Armen hielt, doch in dem Moment war das kein Trost und sein Schweigen während des Ultraschalls einfach demütigend und verletzend. Als wäre ich genau so wenig da, wie ein Kind auf dem Ultraschall.

Auf dem Heimweg sprachen mein Mann und ich kein Wort. Auch er war traurig aber er wusste auch, dass es keine Worte gegeben hätte, die ich hören wollte. Ich fühlte mich, als hätte man mir ein Stück aus meinem Inneren einfach so heraus gerissen. Irgendwie war es ja auch so, es war ein Teil von mir, auch wenn es noch keinen Namen hatte.

Ich rief meine Mama an, 600 Kilometer weit von mir weg. Musste nichts sagen, konnte einfach nur weinen und sie spürte es auch am Telefon gleich und weinte mit mir. Heute weiß ich warum, denn sie weinte auch die Tränen einer Mutter, die leidet, wenn das Kind leidet und sie den Schmerz nicht nehmen kann.

Geweint habe ich sehr viel danach. Immer wieder überkam mich diese Traurigkeit und Leere.
Mit der Zeit lernte ich irgendwie damit zu leben. Der Schmerz wurde erträglicher, anders, aber blieb dennoch und kam immer mal wieder, wie eine Welle über mich.

Im November 2008 wurde ich dann mit dem Löwenjungen schwanger. Bei all der Angst, die ich bei dem kleinsten Ziehen im Bauch bekam, so blickte ich dennoch zuversichtlich in den Himmel und wusste, mein Löwenjunge hat einen ganz besonderen Schutzengel, ein leuchtendes Sternchen am Himmel.

Und für mich bleibt dieses Sternchen mein erstes Kind.
Eine Erinnerung, die nie verblassen wird und in meinem Herzen bleibt.
Für immer und ewig.“

Gemeldet von Nicole M.
Geschrieben von Sternenmami Tanja von http://tafjora.blogspot.com


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„Wir selbst müssen die Veränderung sein, die wir sehen wollen.“

– Mutter. Selbstständig. Designer. ITler. Redaktion. Ehrenamt. –