Ece Sarigül

†Ece Sarigül(14) †05.12.2022 Überfall auf dem Schulweg

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Illerkirchberg. Ece und eine weitere Schülerin (Nerea M.) befanden sich gegen 7:30 Uhr auf dem Weg zur nur ca. 400m entfernten Bushaltestelle, als ein Mann sie überraschte und auf beide Mädchen einschlug. Der Mann stach mit einem Messer auf die Mädchen ein. Nerea stach er in die Brust, Ece in den Bauch, danach flüchtete er und versteckte sich in einer Flüchtlingsunterkunft, wo er später von der Polizei festgenommen wurde. Augenzeugen riefen sofort Rettungskräfte, die Ece wiederbeleben konnten und versorgten auch ihre Freundin, doch beide verloren sehr viel Blut und wurden sofort ins Krankenhaus eingeliefert.


Ece hatte noch ihr ganzes Leben vor sich. Wie auch andere, denen wir hier ein Gesicht geben möchten.

Jasmin Sunitsch, Sternenkinder-Paradies

Das Ende eines Kinderherzens

Eces junges Herz blieb direkt an der Angriffsstelle stehen. Trotz der Wiederbelebung durch die Rettungskräfte und den schnellen Transport und Notoperation ins Krankenhaus waren die Blutungen zu stark. Die Ärzte konnten sie nicht mehr retten und sie verblutete an ihren schweren Verletzungen. Die jüngere Mitschülerin Nerea wurde ebenfalls schwer durch Stichwunden verletzt und ins Krankenhaus eingeliefert und notoperiert. Sie konnte gerettet werden und war so stark und mutig, dass sie schon wenige Tage nach der Tat Angaben zum Täter machen konnte.

Ece hinterlässt zwei Schwestern und einen Zwillingsbruder, eine liebende Familie und trauernde Freunde und Mitschüler.

Beisetzung mit ca. 1500 Trauernden

Im Cem-Haus in Ulm fand am eine 06.12.2022 eine Gedenkveranstaltung für Ece statt.

Bitte seid alle immer würdevoll, respektvoll und liebevoll zueinander. Dann wird die Welt besser.

Mama von Ece

Auch Eces Freundinnen sprachen Beileidsbekundungen.

„Ich werde dich so sehr vermissen. Ich werde es vermissen, samstags mit dir eislaufen zu gehen. Dein schönes Lächeln werde ich nie vergessen“

Gesammelte Abschiedsworte, verlesen von Mia, Freundin von Ece

Der türkische Botschafter Ahmet Başar Şen und der stellvertretende Stuttgarter Generalkonsul Nesimi Emci besuchten am 06.12.2022 Eces Familie, um ihr Beileid auszusprechen.

Menschen legen Blumen nieder und stellen Kerzen auf. Mädchen weinen, auch Erwachsenen sieht man den Schmerz an.
Menschen legen Blumen nieder und stellen Kerzen auf. Mädchen weinen, auch Erwachsenen sieht man den Schmerz an.

Der Täter

Der mutmaßliche Täter soll Berichten zufolge ein 27-Jähriger Eritreer sein, der die Mädchen nicht kannte und sie auf dem Weg zum Schulbus überraschte. Er wurde laut dpa-Informationen ebenfalls verletzt. Ein Polizeisprecher sagte, der Mann habe sich vermutlich selbst mit dem Messer verletzt. Gegen den Verdächtigen wurde ein Haftbefehl wegen Mordes und versuchten Mordes erlassen. Zur Tat schweigt der Mann auch bisher, so ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Ulm. Entgegen einigen Behauptungen verfügt er über eine gültige Aufenthaltsgenehmigung.

„Jetzt ermitteln Staatsanwaltschaft und Polizei, weshalb es zum Angriff auf die beiden Mädchen kam und ob der Tatverdächtige und die beiden Mädchen sich vorher kannten.“

DPA

Erst 2019 wurde Illerkirchberg Tatort einer Gruppenvergewaltigung

Die fünf Angeklagten von 15, 16, 17, 25 und 27 Jahren hatten ein alkoholisiertes 14-Jähriges Mädchen Halloween 2019 mit in ihre Unterkunft genommen, sie mit Betäubungsmitteln bewusstlos gemacht und sich mehrfach an ihr vergangen. Der Jüngste der Beschuldigten war mit dem Opfer bereits vor der Tat befreundet. Das Gericht verhängte Freiheitsstrafen von zwei Jahren und zwei Monaten sowie zwei Jahren und drei Monaten gegen die vier Angeklagten aus dem Irak und Afghanistan. Die Anklage gegen den jüngsten und weiteren an der Vergewaltigung beteiligten 15-jährigen Iraker wurde fallengelassen, nachdem dieser sich auf einen Täter-Opfer-Ausgleich eingelassen hatte. Die Urteile fielen so mild aus, weil die Täter minderjährig waren und nach dem Jugendstrafrecht verurteilt wurden. Das Mädchen selbst wird die grausame Tat wohl nie vergessen.

Kritik

Zu kritisieren gibt es Einiges. Eces unnötiger Tod wurde in deutschen Medien gefühlt deutlich unterrepräsentiert, während in der Türkei ausführlich berichtet wurde. Diverse Medienvertreter relativierten, dass hier eine Familie ihren Schatz, ihr Kind, ihre Schwester, ihre Tochter verloren haben, indem ihnen wichtiger war, vor der Instrumentalisierung der Tat zu warnen.

Dem entgegen steht eine Delegation türkischer Vertreter, die anreist um der Familie zu kondolieren, so wie es sich gehört. Deutschland, was stimmt nicht mit dir? Wo bleiben deine Empathie und Verantwortung?

Die Polizei appellierte in ihrer Mitteilung nach der Tat, „keinen Generalverdacht gegen Fremde, Schutzsuchende oder Asylbewerber allgemein zu hegen oder solchem Verdacht Vorschub oder Unterstützung zu leisten“. Ihr sei bewusst, „dass Ereignisse dieser Art Ängste und Emotionen schüren“.

Erklärung der Polizei

Die Frage, ob Eces Tod und die schweren Verletzungen ihrer Freundin hätten verhindert werden können, muss doch möglich sein. Sicher gibt es immer Menschen die das instrumentalisieren, aber denen bieten wir einfach keine Plattform, dann erreichen Sie niemanden und ihre Worte verstummen. Dennoch muss die Politik alles dafür tun, damit Unschuldige Menschen nicht verletzt werden und wenn wenn sie das nicht macht, dann darf man das auch kritisieren und hinterfragen. Vor allem dann, wenn Menschen, Kinder sterben.


Auch einige Politiker ernteten Kritik, weil sie es wichtiger fanden vor der Instrumentalisierung zu warnen, statt zu fordern, dass die Herkunft aus Ländern wo die Menschen massiver Gewalt und unmenschlichen Taten ausgesetzt waren psychologisch zu prüfen. Ece ist nicht das erste Mädchen über das hier berichtet wird, die einfach so, aus heiterem Himmel ohne Schuld von uns ging. Bei allen Tätern muss man sich fragen, wo die Ursachen sind und dort ansetzen dürfen.

Völlig unabhängig davon, dass jedem Menschen in Not geholfen werden muss, denn dafür steht ja das Sternenkinder-Paradies, müssen die Menschen vor psychisch kranken Menschen geschützt werden. Vor allem muss auch genau diesen Menschen geholfen werden, zu verarbeiten was sie erlebt haben und ihnen deutlich zu machen, dass wir hier alle friedlich miteinander zusammen leben wollen. Doch das geht nur dann, wenn das auch hinzukommende Menschen wollen und können. Warum auch immer der Mann das getan hat, man kann es nicht rückgängig machen und es gibt auch keine Entschuldigung dafür. Aber wie viele Menschen müssen noch sterben, weil psychisch Kranke Menschen nicht ausreichend geholfen wird, weil wir die Kapazitäten nicht haben oder diese Menschen die aus unfassbaren grausamen Gegenden kommen nicht genauer untersucht werden?

Faeser setzt gern Zeichen, nur nicht in Illerkirchberg

Es ist nicht nur eine schreckliche, verstörende Bluttat. Was an der Ermordung des 14-jährigen Mädchens in Illerkirchberg eminent politisch ist, liegt auf der Hand.  

Nämlich: Die Ermordete hieß Ece Sarigül und war eine Alevitin. Die Eltern der Verstorbenen, die der alevitischen Gemeinde in Ulm angehören, veröffentlichten selbst ein Foto ihrer Tochter. Aleviten leben in ihrer großen Mehrheit undogmatisch, sie lehnen das islamische Gottesgesetz, die „Scharia“ rundheraus ab. Sie tragen keine Kopftücher. In ihren „Cem“-Häusern beten Frauen und Männer gemeinsam, anders als in sunnitischen Moscheen.

Will sagen: Man kann davon ausgehen, dass Ece Sarigül in Deutschland voll integriert war. Allein deshalb wäre es die Pflicht von Bundesinnenministerin Nancy Faeser gewesen, sofort nach Illerkirchberg zu fahren – vielleicht gerade als sozialdemokratische Politikerin. Faeser setzt gerne „Zeichen“, das jüngste mit der One-Love-Binde, die sie trug, als sie in Katar neben Fifa-Boss Gianni Infantino saß. 

Es wäre ein solches „Zeichen“ gewesen, umgehend nach Illerkirchberg zu fahren, um dort deutlich zu machen, dass es die Aufgabe der deutschen Mehrheitsgesellschaft ist, Einwanderer zu schützen. Es ist definitiv die Grundaufgabe eines Staates, seine Bürger zu schützen. Einwandererkinder wie Ece Sarigül gehören zur deutschen Gesellschaft, haben also denselben Anspruch, vom deutschen Staat beschützt zu werden.

Türkischer Botschafter war da – die Tat ist hochpolitisch

Es gibt aber einen weiteren Grund, weshalb Faeser nach Illerkirchberg hätte fahren müssen. Rund drei Millionen Menschen mit türkischem Migrationshintergrund leben in Deutschland. Es ist die größte Migrantengruppe in der Bundesrepublik. Die Zahl der Aleviten ist nicht genau bekannt, aber es gibt stabile Schätzungen. Die gehen davon aus, dass mindestens 500.000 der in Deutschland lebenden Türkischstämmigen Aleviten sind. Für diese große Gruppe wäre es wichtig gewesen, Faeser hätte ihnen mit ihrer Anwesenheit ein „Zeichen“ der persönlichen Anteilnahme gegeben. Es wäre auch eine Anerkennung ihrer eigenständigen Existenz in Deutschland gewesen.  

https://www.focus.de/politik/meinung/ein-kommentar-von-ulrich-reitz-nach-maedchen-mord-brauchen-wir-klare-kante-keine-lametta-sprache_id_180434447.html
Trauerkerzen
Trauerkerzen

Statistik? Fehlanzeige!

Sollten die Ermittlungen ergeben, dass die Mädchen aufgrund ihres Geschlechts angegriffen wurden, wird Ece nicht in der Statistik der Femizide geführt. Denn sie ist keine Frau oder wie die Medien gern relativieren, eine Jugendliche. Sie war noch ein Kind! Immer wieder prangern europäische Rechtsanwälte von minderjährigen Opfern an, dass die Mädchen nicht in die Statistik eingehen, weil sie zu jung sind. Warum wichtig ist, dass die betroffenen Mädchen in die Statistik der Femizide eingehen, erklärt der folgende Absatz.

Als Femizid bezeichnet man die Tötung von Frauen und Mädchen aufgrund ihres Geschlechts. Der von Feministinnen geprägte Begriff fand ab den 1990er Jahren zunächst in den USA Verbreitung. Mehrere wissenschaftliche Disziplinen, darunter die Soziologie, die Epidemiologie und die öffentliche Gesundheitspflege, entwickelten Ansätze, um Morde an Frauen im Hinblick auf Kontexte, Täterprofile, Risiko- und Schutzfaktoren zu analysieren. Die einzelnen Disziplinen entwickelten jeweils eigene Definitionen für das Vorliegen eines Femizids. Femizid ist in Deutschland kein Begriff der juristischen Fachsprache im Sinne eines Tatbestands.[1] Die Tötung von Männern wird Androzid genannt.

Man unterscheidet genauer einen Femizid, der durch die Tötung durch einen Intimpartner (sogenannter Intim-Femizid) verursacht wurde, einen Mord im Namen der „Ehre“, einen Mitgift-bezogenen Femizid und einen nicht-intimen Femizid. Weltweit wurden im Jahr 2017 zwar fünfmal soviele Männer ermordet wie Frauen, jedoch waren bei den Morden durch einen Intimpartner oder die Familie fast zwei Drittel der Opfer Frauen. Im Jahr 2017 fielen weltweit 1,3 von 100.000 Frauen in der Bevölkerung einem intimen oder familiären Femizid zum Opfer.

Ab den 2000er Jahren verwendeten lateinamerikanische Aktivisten und Feministinnen das Konzept in abgewandelter Form („Feminicidio“), um die Gewalt gegen Frauen in Lateinamerika anzuprangern. Sie fassten den Feminicidio als Staatsversagen auf. Ab 2009 griffen die Vereinten Nationen das Konzept auf, da – wie die UN-Sonderberichterstatterin zu Gewalt gegen Frauen Rashida Manjoo konstatierte – die Gewalt gegen Frauen alarmierende Ausmaße erreicht hatte. Im Jahr 2015 etablierte Manjoos Nachfolgerin Dubravka Šimonovic die Femicide Watch. Sie rief alle Länder auf, regelmäßig zum Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen am 25. November statistische Berichte zum Femizid und zu dessen Strafverfolgung vorzulegen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Femizid

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