Rassismus, schwarze Frau

Rossman – Kundin Betrug unterstellt: Vanessa sei ein deuscher Name

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Als Betrügerin gebrandmarkt, weil sie schwarz ist! Ein Fall von Diskriminierung in einer Berliner Rossmann-Filiale wirft kein gutes Licht auf Deutschlands zweitgrößte Drogeriemarktkette.

Von Isabel Herwig, Ole Kröning und Mailin Modrack (B.Z. Berlin)

Der unglaubliche Fall: Eine Frau (24) wird wegen ihrer Hautfarbe von einer Mitarbeiterin beleidigt. Als sie die Polizei zu Hilfe holt, wird sie von einem Beamten auch noch als Lügnerin verunglimpft.

Dienstag, 17.25 Uhr: Vanessa H. steht mit ihrem kleinen Sohn Idris (4) und ihrer Freundin Céleste K. (22) an der Kasse bei Rossmann am Tauentzien (Charlottenburg). Die gebürtige Berlinerin (sie trägt einen typischen deutschen Nachnamen, den die B.Z. aus Sicherheitsgründen abkürzt) hat Nagellack, Tampons und zwei Packungen Reiswaffeln auf das Band gelegt, die dafür fälligen 14,20 Euro bezahlt sie mit einer EC-Karte. Sie muss den Beleg unterschreiben.

Die Frau an der Kasse fragt nach einem Ausweis. Als Vanessa H. ihn zeigt, soll die Kassiererin gerufen haben: „Kartenbetrug!“

Der jungen Mutter kommen die Tränen, als sie weitererzählt: „Sie sagte, das könne nicht sein. Da stehe der Name einer Deutschen ‘und Sie sind schwarz!‘“ Vanessa H. ist fassungslos und verlangt nach der Fillialleiterin. Doch die verteidigt ihre Mitarbeiterin und soll ebenfalls behauptet haben, dass die Geldkarte nicht ihre sei. Vanessa H. wolle doch nur wegen neuer Gesetze die Rassismus-Karte ziehen.

Mehrere Zeugen bestätigen aber, dass diese Worte der jungen Frau gegenüber genauso gefallen sind.

Ein Polizist soll ihr gedroht haben

Um 17.30 Uhr ruft Vanessa H. die Polizei. Erst nach einem zweiten Anruf erscheinen 23 Minuten später zwei Beamte. Der ältere Polizist geht nach hinten, um sich die Videoaufnahmen des Vorfalls anzuschauen. Unglaublich, was dann passiert sein soll. Vanessa H.: „Er kam wieder, sagte, dass er Lippen lesen könne und die Frau das nicht gesagt haben kann, deshalb wolle er auch keine Anzeige aufnehmen.“

Dann soll er ihr noch wegen Falschaussage mit Gefängnis gedroht haben. Seine Dienstmarke verweigert er Vanessa H. Stattdessen will er ihr das Datum auf einem vor Ort gefertigten Tätigkeitsbericht als Dienstnummer verkaufen.

Das bestätigt auch der Berliner Abgeordnete Hakan Tas (54) gegenüber der B.Z. Außerdem soll der Beamte zu Vanessa H. noch gesagt haben: „Sprechen Sie überhaupt deutsch? Deutsche Sprache, schwere Sprache.“

Der Linken-Politiker Tas war auf dem Weg zu einem Termin, als er in den Tumult geriet. Der hatte sich mit etwa 20 Menschen vor die Filiale verlagert: „Die Menschen vor Ort haben ihre Darstellungen bestätigt.“

Die Berliner Polizei prüft Ermittlungen gegen den Beamten. Einem Sprecher zufolge ist nun zu klären, ob das  strafrechtliche oder disziplinarische Folgen für ihn hat.

Auch Rossmann ist um Aufklärung bemüht. Eine Sprecherin: „Wir arbeiten den Vorfall intern auf, um daraus die notwendigen Konsequenzen zu ziehen.“ Und gegenüber dem „Tagesspiegel“ hieß es von Rossmann: „Wir bedauern sehr, was unsere Kundin in unserer Filiale in Berlin erlebt hat.“ Man habe Vanessa H. bereits kontaktiert, um „miteinander zu reden“. Und: Die Mitarbeiter sollten „für das Thema Alltagsrassismus“ noch einmal stärker sensibilisiert werden.

Quelle
https://www.bz-berlin.de/berlin/charlottenburg-wilmersdorf/rassismus-skandal-an-berliner-rossmann-kasse


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